Stadtratskandidaten 2019
Uns 10 Kandidat*innen der Mehrwertstadt verbindet vor allem eine Sache:
Wir alle finden Erfurt einfach toll und dennoch sehen wir Entwicklungen in unserer Stadt durchaus kritisch.
Uns ist bewusst, dass wir keine Berufspolitiker*innen sind, aber Stadtratsarbeit ist in erster Linie Ehrenamtsarbeit und wir möchten dieses Ehrenamt im Erfurter Stadtrat mit Leidenschaft bestreiten.
Steffen Präger
Seit 14 Jahren lebe ich in Erfurt, habe hier Familie gegründet, und beschäftige mich als Geschäftsführer eines Vereins in Erfurt und Mitteldeutschland mit den Themen Gründungskultur, Bürgerbeteiligung und Leerstandsbelebung.
An oberster Stelle meines politischen Engagements in Erfurt steht, diejenigen Erfurterinnen und Erfurter, die es betrifft und interessiert direkt an politischen Entscheidungen zu beteiligen.
Als Mieter, der regelmäßig und so bald es rechtlich wieder geht, eine Mieterhöhung erhält, bin ich selbst betroffen und fühle mich nicht selten hilflos. Mit gemeinschaftlichem Wohnen, bei dem jede Mieterin und jeder Mieter auch ein Teil ihrer Häuser gehört, können wir in Erfurt wichtige Impulse setzen. Deswegen mache ich mich für ein Ende des Ausverkaufs kommunaler Immobilien und eine deutlichere Unterstützung gemeinschaftlicher Projekte stark.
Ich möchte dabei helfen, dass die Erfurter Verwaltung einmal öfter über den eigenen Tellerrand schaut und innovativer wird. Nicht wenige Schieflagen, über die wir jetzt gerade streiten, haben andere Städte bereits lösen können. Warum sollten wir in Erfurt nicht davon lernen?
Ich denke, wir müssen uns in der Auseinandersetzung mit den lokalpolitischen Anliegen und Themen wieder auf Augenhöhe begegnen. Ich möchte Ihnen zuhören und offen darüber diskutieren, wie es mit Erfurt weitergehen soll.
Tina Morgenroth
Eigentlich liege ich ja gern in der Hängematte. Aber leider ändert sich nichts, wenn ich ausschließlich dort meine Zeit verbringe. Als Frau unter 30 fühle ich mich durch die derzeitige Besetzung des Stadtrates kaum vertreten. Seit fast zehn Jahren sammele ich Erfahrungen in verschiedenen Projekten oder Gremien und habe hier eine gute Möglichkeit gefunden, um nötige Perspektivwechsel einzubringen und Veränderungen anzustoßen.
In der Vergangenheit waren Soziokultur und Hochschulpolitik Themenfelder, bei denen ich mitmitschte und kritische Fragen stellte. Aktuell sind Partizipation, Gleichstellung und Gleichberechtigung, Vielfalt und Demokratie meine Herzensthemen, welche ich ab Mai auch gerne im Stadtrat voran treiben möchte.
Moritz Borchardt
In mehr als 12 Jahren in Erfurt habe ich meine Bestimmung und Berufung in der Jugend- und Erwachsenenbildung gefunden, wo ich dabei helfe, jungen wie erwachsenen Menschen neue Perspektiven aufzuzeigen.
Als ehemaliger Langzeitarbeitsloser weiß ich selbst, wie es ist, am gesellschaftlichen Rand zu stehen. Daher ist es mir ein großes Anliegen, gerade jenen eine Stimme zu geben, die traditionell eher nicht im Stadtrat vertreten sind und keine oder nur eine geringe gesellschaftliche Lobby haben.
Durch meine heutige Arbeit bin ich ebenfalls stark mit Menschen verbunden, die kulturell, national oder religiös zu Minderheiten in Erfurt gehören und möchte durch Initiativen und Strukturen das Gemeinschaftsgefühl mit originalen Puffbohnen stärken.
Im Stadtrat sind so die Integrations- und Bildungsarbeit die Bereiche, in denen ich mich insbesondere für jene ohne gesellschaftliche Fürsprecher, für ein freundliches und offenes Erfurt für alle einbringen möchte.
Christian Prechtl
Windrad und Fahrrad für den Stadtrat – das ist mein Motto. Ich bin der Überzeugung, dass die Verkehrs- und Energiewende in Erfurt die wichtigste Aufgabe der nächsten zehn Jahre ist. Klimaschutz ist für alle da und die nächsten 10 Jahre entscheiden darüber, ob wir der nächsten Generation eine verbrannte Erde hinterlassen.
Als Ingenieur für Umwelt-, Gebäude- und Energietechnik weiß ich, dass wir hier in Erfurt noch einiges tun müssen – und auch können. Aber es geht um mehr: um eine Vision davon, wie wir in Erfurt in Zukunft zusammenleben wollen. Vor allem auch bei Quartiersentwicklungen würde ich gern innovative Energiekonzepte in Planungsprozesse einbringen.
Zur Stadtverwaltung und vielen komptetenten Mitarbeiter*innen dort habe ich einen positiven Zugang. In meiner Zeit als Klimaschutzkoordinator Erfurts habe ich dort viele gute Erfahrungen sammeln dürfen. Ich weiß aber, dass die Arbeit der Stadtverwaltung noch viel besser sein könnte. Dieser Verantwortung möchte ich mich als Stadtrat gerne stellen.
Seit vielen Jahren bringe ich mich ehrenamtlich in der Ersten Erfurter Energiegenossenschaft und in der Bürgerstiftung Erfurt ein. U.a. konnte ich mich als Bürger an der Entwicklung der Strategie für die Global nachhaltige Kommune Erfurt beteiligen. Ich hoffe, dass der alte Stadtrat noch die von ihm beauftragte Strategie beschließen kann, da hier viel – auch ehrenamtliche – Arbeit drin steckt. Die Strategie wäre eine gute Grundlage für unsere Arbeit im neuen Stadtrat. Beteiligung muss auch wirksam werden!
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit im Stadtrat – mit den Kandidatinnen und Kandidaten der Mehrwertstadt – aber auch mit den anderen Fraktionen. Auf den Streit, das Zuhören, das Lernen und die gemeinsame Verantwortung für unsere Stadt.
Jan-Phillip Niediek
Als gelernter Heizungsbauer und Soziologe von der Küste kam ich nach Erfurt, um zu gesellschaftlicher Kommunikation zu forschen. Getreu meinem Motto “Aus der Mitte für die Mitte” betreibe ich mit einigen Freunden seit geraumer Zeit eine Galerie und Kleinkunstbühne in der Mitte Erfurts. In diesem Sinne verstehe ich mich als einer von vielen freien Kulturschaffenden in unserer Stadt.
Es ist mir ein großes Anliegen städtische Gemeinschaft zu erhalten und soziale Strukturen zu festigen. Schließlich haben wir alle vor, noch viele Jahre gemeinsam in Erfurt zu wohnen, zu arbeiten und Familie zu gründen. Um dies auch in Zukunft bezahlbar, attraktiv und sicher zu gewährleisten, möchte ich mich für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Stadtentwicklung einsetzen. Hierbei ist es mir wichtig, dass kein Mensch vergessen wird und weiterhin jeder die Chance hat, sich in unserer Stadt wohlzufühlen.
Eine nachhaltige Verkehrsentwicklung und der umsichtige Ausbau von Bildungsangeboten gehören zu meiner Vision für Erfurt, ebenso wie sichere Arbeitsplätze und ansprechende Kulturangebote für unsere Gäste, aber vor allem für die Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt. Eine allseitig innovative Stadtentwicklung ist mir ein politisches Anliegen, für welches ich mich einbringen werde.
Ich kandidiere für den Stadtrat, weil ich mich dafür einsetzen möchte in einer lebendigen, zukunftsorientierten Stadt bestehende Kulturangebote zu erhalten und weiter auszubauen. Gegen soziale Spaltung und für ein gerechtes Miteinander einzustehen sind für mich Selbstverständlichkeit.
Jana Rötsch
Ich bin gebürtige Erfurterin und kandidiere für den Stadtrat, da mir meine Heimatstadt sehr am Herzen liegt und ich gern Dinge, die Erfurt betreffen, mit bewegen möchte. Fast 20 Jahre war ich als Sozialarbeiterin tätig. Inzwischen arbeite ich als Geschäftsführerin eines gemeinnützigen Trägers, der u.a. in Erfurt medizinisch-berufliche Rehabilitation für psychisch kranke Menschen anbietet.
Ich bin davon überzeugt, dass wir als Stadt Erfurt eine Vision brauchen, wie wir Menschen mit Behinderung, benachteiligte Menschen, einsame Menschen etc., in der Mitte der Gesellschaft behalten oder, wenn sie dort leider nicht mehr sind, wie wir sie in die Mitte der Gesellschaft zurück holen können. Wie können wir Menschen z.B. vor Stigmatisierung und Einsamkeit bewahren?
Ich möchte mich gegen jegliche Form von Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextremismus, Hass und Hetze aussprechen. Ich trete für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft ein und dies würde ich gern auch im Erfurter Stadtrat tun.
Ich trete für die Gleichberechtigung aller Menschen ein – egal ob Frau, Mann, Menschen mit Handicap, klein, groß, alt, jung…
Anna Allstädt
Geboren und aufgewachsen in Magdeburg, hat es mich zum Studium von der einen ostdeutschen Landeshauptstadt in die andere verschlagen. So habe ich hier meinen Mann kennengelernt und bin Wahl-Erfurterin geworden. Zuhause gefühlt habe ich mich bisher eher in der Hochschulpolitik. Dabei ist mir immer wieder aufgefallen, dass wir jungen Menschen unsichtbar zu sein scheinen für die Stadtpolitik.
Egal ob Studierende, Auszubildende, Schülerinnen und Schüler oder junge Menschen im Freiwilligendienst: Es braucht mehr Wahrnehmung und konkrete Ansprache. Nur im Dialog können wir unsere Stadt für junge Menschen attraktiv gestalten, ihre Probleme kennenlernen und durch bessere und wirksamere Kooperationen lösen.
Wie fast die Hälfte aller 14- bis 29-Jährigen engagiere auch ich mich ehrenamtlich. Da ich hier vor allem im soziokulturellen Erfurter Norden unterwegs bin, ist mein Erfurt eine Stadt, die nicht nur kulturell bunt & vielfältig ist, sondern auch eine Stadtpolitik, die diese Vielfalt würdigt und fördert. Das impliziert das Einhalten von Wahlversprechen und die Bereitstellung finanzieller Mittel.
Auch wenn unsere Altstadt eine einzigartige Perle ist, dürfen wir die 52 anderen Stadt- und Ortsteile dabei nicht vergessen. So gilt es den Blick nicht nur auf die wenigen großen touristischen Events in der Innenstadt zu lenken, sondern auch auf die vielen kleinen Projekte, Initiativen & Vereine. Die Engagierten finden wir – davon bin ich überzeugt – vor allen in unseren Stadtteilen und Ortschaften.
Sebastian Perdelwitz
Da ich die nächsten 5 Jahre nicht als Oberbürgermeister zur Verfügung stehen werde, mir meine Ideen und manchmal auch Ärgernisse in Erfurt aber immer noch den Schlaf rauben, stelle ich mich im Mai zur Wahl für den Erfurter Stadtrat.
Mittlerweile zu alt für Vollkontaktsportarten und auch am Familientisch stets den Kindern unterlegen, sehe ich im Stadtrat ein Handlungsfeld mit Erfolgschancen. Hier möchte ich zwischen Reibung und Eintracht für die Ziele und Standpunkte der Mehrwertstadt streiten.Dabei stehen für mich inhaltlich auch weiterhin sichere Wege zu Kindergärten und Schulen, sowie aktive Nachbarschaften auf der Agenda.
Die kleinen Details, welche unsere Stadt besonders machen, sind mir ein besonderes Anliegen. Aber auch die großen Entwicklungsfragen wie das neue Bahnhofsquartier (ich verweigere mich dem Boomtownsprachgebrauch einer ICE-City), neu zu entwickelnde Stadtteile, die BUGA oder auch die zukünftige wirtschaftliche Standortpolitik brauchen meiner Meinung nach mehr denn je, wachsame Stimmen jenseits der gut etablierten Lobbystrukturen.
Ich stehe für eine klimagarechte Stadtentwicklung, die eine langfristige Gemeinwohlorientierung vor Einzel- und Sonderinteressen stellt.
In diesem Sinne möchte Euch zu der Überlegung einladen, der Mehrwertstadt Eure Unterstützung zu schenken und auch uns gegenüber weiter kritisch am Ball zu bleiben.
Christopher Kutzner
„Die meisten Deutschen, die ich kennen gelernt habe, haben ständig gemeckert, aber nichts an ihrer Situation geändert!“ – das war die Antwort meines Chefs in Neuseeland, als ich ihn nach seinen Erfahrungen mit Deutschen gefragt hatte. Diese Worte haben mich dazu gebracht, meine eigene Haltung zu überdenken und daran zu arbeiten, mehr zu handeln als nur darüber zu reden. Deshalb kandidiere ich für den Stadtrat.
Aktuell bin ich in der Fahrradbranche tätig, als staatlich geprüfter Techniker sammelte ich vorher auch Erfahrungen im Bereich erneuerbare Energien und Automotiv. Die Zeiger der Nachhaltigkeit möchte ich gern mit euch zusammen auch in Erfurt auf eine klimafreundliche urbane Bewegung umstellen. Es ist an der Zeit, unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern und den Weg für eine sichere Zukunft für folgende Generationen zu beginnen.
Ich werde mich auch dafür einsetzen, kleinen und unabhängigen Initiativen mehr Chancen einzuräumen, sich im kulturellen Stadtbild einzubringen. Oft allzu bürokratische Hürden und einzelne Gegner aus den Nachbarschaften sollten ihnen nicht sogleich wieder die Motivation nehmen, Erfurt mitzugestalten. Erfurt als Landeshauptstadt darf noch vielfältiger und bunter auftreten und muss ebenso kleine Untergruppen ansprechen wie auch die Touristen, die jedes Jahr zu den großen Veranstaltungen in die Stadt strömen.
Mit den vielen Aktiven möchte ich dazu beitragen, unsere Landeshauptstadt als Vorbild für ein faires, offenes, grünes, sportliches und kulturelleres Miteinander auszubauen.
Sybille Knothe
Erfurt ist großartig – das denke ich mir an jedem Tag, wenn ich durch unsere Stadt radle. Erfurt spricht mich an: mit jeder Fassade und den vielen schönen Orten, an denen man andere Menschen trifft. Aber wir alle wissen auch: Erfurt ist nicht für jeden großartig und es gibt noch viel Luft nach oben, was Weltoffenheit und Internationalität betrifft. Ich will mich dafür einsetzen, dass unsere Stadt noch stärker ein Ort der Vielfalt, der Kreativität und des Austauschs wird.
Ich leiste täglich Integrationsarbeit. Sie ermöglicht mir einen Blick auf unsere Stadt von außen, durch die Augen der Zugezogenen zu bekommen. Viele Migrant*innen fühlen sich hier noch längst nicht zu Hause. Sie finden schwer einen Platz für ein echtes Miteinander. Ich kandidiere für den Stadtrat, damit alle Erfurter*innen unsere Stadt begeistert mitgestalten können. Ich will, dass im Rathaus die Schubladen aufgezogen werden, in denen innovative Projekte für ein besseres Miteinander schlummern.
Ich will, dass die Stadt soziale Durchmischung aktiv fördert und Alltagsrassismus knallhart bekämpft. Und ich will im Stadtrat eine starke Stimme für alle zugezogenen Mitbürger*innen sein.