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Wohnen ist kein Profitfeld

Ausgangslage

„Und, was bezahlt Ihr für Eure Wohnung? Diese Frage ist längst zum festen Bestandteil jedes Small Talks geworden. Einfach weil es zur Existenzfrage geworden ist. Die junge Familie, die sich eine größere Wohnung für den doppelten Quadratmeterpreis nicht leisten kann und stattdessen lieber ein Hochbett ins Zimmer einbaut. Die Altmieter, deren Haus aufwändig saniert wird und die Miete plötzlich kräftig anzieht. Sollen sie auf ihre alten Tage das Viertel wechseln? Die Hausverwaltungen, die Mieter in den Wahnsinn treiben, weil sie nicht erreichbar sind.“

(https://correctiv.org/blog/2018/02/16/wem-gehort-hamburg/ - besser hätten wir es für Erfurt auch nicht formulieren können)


Die Immobilienmärkte schwärmen vom dynamischen Immobilienmarkt in Erfurt. Sowohl Investoren als auch politische Verantwortliche freuen sich über Erfurt als „Boomtown“. Was Profiteure freut, bedeutet für „Otto-Normal-Familien“ in Erfurt eine Katastrophe. Bezahlbarer Wohnraum ist so gut wie nicht vorhanden. Galten einst 30 % des Einkommens für die Aufwendung von Mietkosten als „bezahlbares wohnen“, so hat sich im Sprachgebrauch der Immobilienbranche längst die Grenze von 40% des Einkommens als bezahlbarer Mietraum eingeschlichen. Das Problem liegt inzwischen nicht nur bei Neubauten, sondern vor allem auch in anziehenden Preisen des Bestands. Fragt man politische Verantwortliche in der Stadt, zucken diese mit den Schultern und verweisen auf den Markt. Sprich, es muss mehr gebaut werden.

Vorhaben, Ziel & Umsetzung

Wo kann eine Stadt selbst steuern und gestalten? Vor allem im Umgang und Betreiben mit eigenen Häusern und Flächen und natürlich über die KOWO. Dringlichste Anweisung muss der Verkaufsstopp von städtischen Häusern und Immobilien sein. Dazu gehört auch, dass das Sanierungskonzept der KOWO, welches die Veräußerung von Altbauten vorsieht, überarbeitet und der Zeit angepasst werden muss.

 

Zahlreiche Beispiele in Erfurt beweisen, dass durch den Verkauf von städtischen Häusern vor allem eines stattfindet: Verdrängung von alteingesessenen Mieterinnen und Mietern aus Ihren Stadtteilen, sowie die Zerschlagung von jahrelang gewachsenen Nachbarschaftsstrukturen. Darüber hinaus braucht es auf schnellstem Wege eine Vergaberichtlinie, welche Immobilien nicht dem Höchstbietenden, sondern nach Konzepten veräußert.

 

Deutschlandweit beweisen Städte, wie man mit solchen Vergaberichtlinien nicht nur bezahlbaren Wohnraum in Eigenverantwortung ermöglicht, sondern vor allem auch aktive Nachbarschaften durch ebendiese Modelle in den Stadtteilen etablieren kann. Das durch den Stadtrat ins Leben gerufene Bündnis für bezahlbares Wohnen hat bis heute keine Ergebnisse geliefert. Hier braucht es einen Zeitplan, der konkrete Maßnahmen zu fixierten Terminen einfordert.

 

Auch kann die Stadt dabei helfen, bei Verkäufen Mieter zu Eigentümern zu machen, etwa durch die Förderung und Beratung von Genossenschaften oder Mietshäusersyndikatsprojekten und ähnliches. Eine enge Kooperation mit den zahlreichen Wohnungsbaugenossenschaften in Erfurt ist Grundlage, um soziale Fragen beim Thema Wohnen zu beantworten und um Lösungen zu finden, die dem Gesamtwohl der Stadt dienen.

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